Rezension: Zebra #19/20

Mit einer Doppelnummer 19/ 20 bei 86 Seiten zu EUR 10 feiert das Zebra, eines der dienstältesten noch erscheinenden deutschsprachigen Comicmagazine, sein 40jähriges Jubiläum. Wieder glänzen die Gebrüder Berres mit ihren so typischen, schwarz-weißen Geschichten und Cartoons. Hinzu kommen diesmal diverse Jubelbeiträge langjähriger Weggefährten und gar ein mehrseitiger, exklusiver (!!) Comic ‚Pauls Pfötchen‘ von Altmeister Volker Reiche (Strizz, etc.), der dem Zebra immer schon freundschaftlich verbunden war.

Ähnlich genial und humorvoll wie Herrn Reiches Beitrag ist „Zebra – Genese einer Legende“, die Chronik zu 40 Jahren Comicschaffen gleich zu Beginn des Hefts, geschrieben und bebildert in bester Kölner Zebra-Tradition. Was folgt sind neue Comics mit allen großen Figuren der letzten Jahrzehnte und ältere Beiträge wie „Animal Kids“ oder „TV- Legenden“ aus der kreativen Fabrik Berres.

Auch Zebra 19/ 20 liefert die intelligente bis teils anspruchsvolle Unterhaltung, für die das Magazin seit 40 Jahren steht. Dankeschön.

Zebra #19/20; 88 Seiten
s/w; DIN A4

PLOP in Erlangen – Pt.2

Mittwoch, 29.05. (Ankunft)
Gerade noch rechtzeitig hatte ich ein dickes PLOP-Paket an ein DHL-Schließfach in Erlangen geschickt. Und meine Heftkolleg/innen ’sicherheitshalber‘ trotzdem gebeten, ordentlich Hefte mitzubringen. War dann zwar eher unnötig, aber sie haben das natürlich sehr gern gemacht…

Donnerstag, 30.05. (Messebeginn)
Punkt 10 Uhr stand der Tisch und noch bevor die ersten Besucher hereinströmten, verkauften wir das erste Heft an unsere österreichischen Kollegen von „Tisch 14“ gleich gegenüber.
Peter Schaaff stellte sich in Position ….

… und verharrte geschlagene 4 Salon-Tage in genau dieser Haltung hinter dem PLOP-Tisch, um unser schmuckes Heftchen unters Volk bringen!
(Und da Heftmacher nicht immer die besten Verkäufer sind, fühlte ich mich eher verpflichtet, ihm wenigstens zwischendurch etwas Wasser und Schnittchen zu bringen.)

Freitag, 31.05.
Gegen Mittag gesellte sich der Schweizer Comiczeichner Benno Scarpellini zu uns an den Tisch und begann, munter draufloszuzeichnen. Seit der Jubelnummer #100 beglückt er PLOP mit prägnanten Ein- und Zweiseitern zu den Wirrnissen und Surrealitäten des Alltags.

Nachmittags stieß Jonas von Grumbkow dazu und machte PLOPs Image als ‚Golden Classic‘ unter den Comic-Zines alle Ehre: Freundlich zog er seinen Hut, packte sein Tuschefässlein aus und begann, mit sicherem Strich eine Zeichnung nach der anderen aufs Papier zu zaubern.

Sehr gefreut habe ich mich auch über die Erstbegegnung mit meinem Brief- bzw. Mailfreund Blue Print, der nach eigenen Angaben „Tiere mag“.
Seine ebenso tricky erzählte wie hervorragend gezeichnete und kolorierte Fortsetzungsgeschichte „Feed The Beast“ bevölkert PLOP seit meiner Herausgeberphase wohl mit am prominentesten.

Samstag, 01.06.
Veteranen-Tag am PLOP-Tisch:
Eigentlich hatte Andreas Alt ja u.a. journalistisch und mit Signiertermin am ICOM-Stand für das neuere Magazin „Graphica“ schon einiges um die Ohren in Erlangen. Umso mehr hat’s mich natürlich gefreut, dass sich unser langjährigster Herausgeber trotzdem öfter am Tisch blicken ließ.
(Sogar das rechts unten abgebildete alte „PLOP – Sei Fan!“-Shirt aus eigenen Heftmachertagen hat er zwischendurch nochmal getragen!)

Und natürlich zückte auch der Düsseldorfer Comiczeichner Peter Schaaff seine Stifte! Neben Darnak schwang er noch ein paar weitere Comic-Heroen auf’s Papier, um PLOP mit der Populärkultur zu versöhnen.

Special Guests am Zine-Tisch:
PLOP-Gründerin Heike Anacker, die unser Heftangebot mit eigenen Mini-Zines verzierte (und deren Herausgeberinnenphase für die weitere Entwicklung & auch die neuesten Hefte sicher am prägendsten war).
Außerdem: Pilar García und Connie Fröhlich. Die beiden hatten auch mal ein Göttinger Zine namens „b5“ am Start, gemeinsam mit dem viel zu früh verstorbenen Ausnahmetalent Dirk Tonn (über den kürzlich eine SP-Sonderausgabe erschienen ist, die ich nur wärmstens empfehlen kann – erhältlich via Mail an: sp-jo84[at]web.de)

Sonntag, 02.06.
Zum letzten Messe-Tag ließ Joachim „Jo84“ Guhde, Herausgeber der „Sprühenden Phantasie“, es sich nicht nehmen, für PLOP nochmal die Fahne hochzuhalten. Mit der umfangreichen und äußerst unterhaltsamen Ausstellung zum 40jährigen Bestehen seines Zines hatte er ja eigentlich schon genug zu tun…

Zum krönenden Abschluss gesellte sich als spontaner Überraschungsgast dann auch noch der Comiczeichner und aktuelle Cover-Artist Haggi von Gringo Comics mit dazu. Fröhlich verzierte und signierte er einige Hefte zu Unikat-Covern noch ein bisschen weiter (meine anfänglichen Proteste, wie wir die vollgeschmierten Exemplare denn jetzt bitte noch verkaufen sollen, wurden von den Tisch-Kollegen irgendwie total ignoriert…)

Montag, 03.06. (Abreise)
Ich sitze im Zug zurück nach Dunkeldeutschland – in gelöster, aber auch leicht bittersweeter Gemütsverfassung. Am Bahnhof Bamberg trennten sich meine Wege mit Peter Schaaff, der unseren Tisch mit Verve unterstützt hat. Und wie aufmerksame Leser/innen wohl schon wissen, war der Salon meine letzte Amtshandlung als PLOP-Chef – ohne Erkenntnis, ob’s weitergeht…

Irgendwo zwischen Hof und Dresden surrt mein Smartphone:
Nachricht von einem Comiczeichner aus Österreich, der seine allererste Veröffentlichung vor über 10 Jahren in einer Jubelplop-Nummer hatte.
Er fände meinen Abschied sehr schade und könnte sich vielleicht vorstellen, noch ein kleines bisschen weiterzumachen…
Ein paar Tage und gedeihlichen Austausch später ist die Sache klar und dies nun eigentlich der perfekte Abschied als zwischenzeitlicher Oberkopp, den ich mir so gewünscht hatte – nämlich verkünden zu können:
Keine Bange, Freaks, PLOP geht erstmal weiter.
Schoenii
– bitte übernehmen Sie!

Rezension: Sprühende Phantasie #28 (Dirk Tonn-Special)

Vor einiger Zeit hatte PLOP anlässlich des Todestages von Dirk Tonn (Illustrator und Comiczeichner; 1962 – 2015) eine Art Sonderausgabe unter der Regie des damaligen Herausgebers Bernhard Bollen aus Düsseldorf herausgebracht. Bedingt durch die Umstände gab es nur eine kleine Auflage und nicht allzu viele Exemplare gelangten unter die Leute. Zudem litt die Druckqualität unter den unguten Finanzen geschuldeten Produktionsbedingungen.

Unter Verwendung des PLOP- Materials und vieler weiterer Bilder und Interviews hat die Sprühende Phantasie des Joachim ‚Jo84‘ Guhde nun mit der Nr. 28 ebenfalls ein Dirk Tonn-Spezial lanciert. Das neue Special fällt durch das größere DIN A4-Format, gestiegenen Umfang, zahlreiche farbig wiedergegebene Abbildungen und die akribische redaktionelle Arbeit von Jo84 sehr viel ansprechender und professioneller aus. Hinzu kommt der Umstand, daß die Geburt des Magazins „Sprühende Phantasie“ und Jos Karriere als Herausgeber eng mit Dirk Tonn und seinem frühen Schaffen als Comiczeichner verbunden sind.

Dirk Tonn gehörte zum Einen Anfang der achtziger Jahre zu den wenigen jungen ComiczeichnerInnen in Deutschland, die professionell gestaltete Arbeiten abliefern konnten. Zeugnis legen davon seine diversen beim Carlsen Verlag erschienenen Alben ab. Zum Anderen war Dirk der wachsenden unabhängigen Zine-Szene verbunden und sich nicht zu schade, eben auch in kleinauflagigen, teils fotokopierten Heften und Magazinen zu veröffentlichen. Dadurch hat Jo84 Zugriff auf ungewohnt viel Material, das bei Abdruck nicht die Rechte eines großen Verlages tangiert und bezahlt werden müsste.

Das Dirk Tonn-Spezial/ SP #28 ist mit viel Liebe und Sachverstand kompiliert und vermittelt einen sehr guten Eindruck vom Leben und Schaffen eines viel zu früh verstorbenen deutschen Comiczeichners, der die 80er Jahre im deutschsprachigen Comic so sehr mitprägte.

Sprühende Phantasie Nr. 28; A4/ 68 Seiten; vierfarbig; EUR 10
Erhältlich per Mail an: sp-jo84[at]web.de

PLOP in Erlangen ’24 – Pt. 1

Wieder einmal hat es das langlebigste deutschsprachige Comiczine auf den Comicsalon in Erlangen verschlagen. Volle vier Tage plus An- und Abreisetag gaben sich Herausgeber Benedikt Franke & Aufseher Peter Schaaff und eine Schar arbeitswilliger ‚Freunde des PLOP‘ viel Mühe, die Kunde von der neuesten Ausgabe (#103) unserer Anthologie dem Publikum im Frankenland zu Gehör zu bringen. An dieser Stelle gleich der Dank an Heike Anacker, Pili, Andreas Alt, Blue Print, Benno Scarpellini, Haggi, Jo84 und Jonas von Grumbkow, die für die Besucher am Tisch zeichneten und signierten. Eine Auswahl ihrer feinen Beiträge findet ihr zeitnah hier.

Überschattet wurde der Salon von einem Unwetter, das sich die ganzen Tage bis auf wenige trockene Momente hielt. Darunter litten neben den Besuchern auch die Austeller in den Hallen A bis C, deren Räumlichkeiten recht feucht wurden. Zudem wird auch der Eine oder Andere zuhause geblieben sein.

Da Bene & Peter hauptsächlich den Tisch betreuten, können wir auch nicht viel über das Rahmenprogramm des Salons sagen. Wir haben es aber zur Austellungseröffnung von Herrn Sfar (und ein Freigetränk abgegriffen) und der tollen ’40 Jahre Sprühende Phantasie‘- Ausstellung geschafft sowie für ein, zwei Stunden die ’80er Jahre Comic-Party‘ im E-Werk beglückt (trotz der Schaurigen Marie, die den Einlass regeln sollte).

Zu unserem Glück haben diverse Kolleginnen & Kollegen der Comic-Zunft bei PLOP vorbeigeschaut, sodaß wir auch ein wenig soziale Kontakte ganz analog pflegen durften und der neuen Ausgaben von Zebra, der SP, dem Comic-Jahrbuch 2024 und Libelle & Drachenfaust ansichtig wurden…
Ein weiterer Sonnenschein im stressigen Messealltag waren die lieben Nachbarn von der Comicographie, die immer etwas Äbbelwoi, selbstgemachte Süßigkeiten oder eine helfende Hand parat hatten.

Ein echter Wermutstropfen ist die Meldung im Vorwort der brandneuen PLOP-Ausgabe, daß ebendiese auch die letzte mit Benedikt Franke als Herausgeber ist. Nach drei Jahren und vier Ausgaben plus einem Sonderband ist Schluß für unseren Chefredakteur aus dem schönen Dresden. Bene hat PLOP in das Zeitalter des Farbdrucks geführt. Ihm verdanken wir vier umfangreiche, schön produzierte Ausgaben des langlebigsten deutschsprachigen Comiczines. Dieses Pfund und die Aufmerksamkeit durch unser Tun auf dem Comicsalon werden dem/ der neuen HerausgeberIn hoffentlich bald zu Gute kommen.

Rezension: „Libelle & Drachenfaust“ #5

Zum Comicsalon Erlangen 2024 erschienen bei Kasper Comics ist „Libelle & Drachenfaust“ Nr. 5 (Juni 2024) von Jens Kasper. Nach der schon etwas älteren Ausgabe Nr. 4 geht es fulminant weiter mit den Abenteuern von Marie und Heinrich aka Libelle und Drachenfaust.

In Reutlingen und Umgebung ist die Hölle los: weibliche Terroristen des Großkonzerns Adler stehlen wertvolle Datensätze bei einem Konkurrenz-konzern und massakrieren die anwesende Belegschaft.
Libelle & Drachenfaust, die frischgebackenen Superhelden, machen sich auf zur Firma des fies faschoiden Adler, nur um dort auch von den Terroristinnen und – neu – animalischen, mutierten Testobjekten angegriffen zu werden. Eine üble Schlächterei entbrennt …

LDF glänzt durch eine wendungsreich erzählte Geschichte mit schwäbischem Setting und Charakteren, die dabei immer wieder die oftmals ausgetretenen Pfade der Superheldencomics verlässt und eigene Akzente setzt. LDF ist knallig bunt. Die Helden in ihren engen Suits werden gekonnt sexy in Szene gesetzt. Autor und Zeichner Jens Kasper hat mit dem neuen Heft geliefert und serviert beste Unterhaltung für Freunde der deutschsprachigen Superheldencomics.

Libelle & Drachenfaust Nr. 5 (Juni 2024); 44 Seiten vierfarbig; 8 €
Die LDF- Comics kann man bestellen im Shop auf kasperdesign.de