Rezension: Zebra #19/20

Mit einer Doppelnummer 19/ 20 bei 86 Seiten zu EUR 10 feiert das Zebra, eines der dienstältesten noch erscheinenden deutschsprachigen Comicmagazine, sein 40jähriges Jubiläum. Wieder glänzen die Gebrüder Berres mit ihren so typischen, schwarz-weißen Geschichten und Cartoons. Hinzu kommen diesmal diverse Jubelbeiträge langjähriger Weggefährten und gar ein mehrseitiger, exklusiver (!!) Comic ‚Pauls Pfötchen‘ von Altmeister Volker Reiche (Strizz, etc.), der dem Zebra immer schon freundschaftlich verbunden war.

Ähnlich genial und humorvoll wie Herrn Reiches Beitrag ist „Zebra – Genese einer Legende“, die Chronik zu 40 Jahren Comicschaffen gleich zu Beginn des Hefts, geschrieben und bebildert in bester Kölner Zebra-Tradition. Was folgt sind neue Comics mit allen großen Figuren der letzten Jahrzehnte und ältere Beiträge wie „Animal Kids“ oder „TV- Legenden“ aus der kreativen Fabrik Berres.

Auch Zebra 19/ 20 liefert die intelligente bis teils anspruchsvolle Unterhaltung, für die das Magazin seit 40 Jahren steht. Dankeschön.

Zebra #19/20; 88 Seiten
s/w; DIN A4

Rezension: Sprühende Phantasie #28 (Dirk Tonn-Special)

Vor einiger Zeit hatte PLOP anlässlich des Todestages von Dirk Tonn (Illustrator und Comiczeichner; 1962 – 2015) eine Art Sonderausgabe unter der Regie des damaligen Herausgebers Bernhard Bollen aus Düsseldorf herausgebracht. Bedingt durch die Umstände gab es nur eine kleine Auflage und nicht allzu viele Exemplare gelangten unter die Leute. Zudem litt die Druckqualität unter den unguten Finanzen geschuldeten Produktionsbedingungen.

Unter Verwendung des PLOP- Materials und vieler weiterer Bilder und Interviews hat die Sprühende Phantasie des Joachim ‚Jo84‘ Guhde nun mit der Nr. 28 ebenfalls ein Dirk Tonn-Spezial lanciert. Das neue Special fällt durch das größere DIN A4-Format, gestiegenen Umfang, zahlreiche farbig wiedergegebene Abbildungen und die akribische redaktionelle Arbeit von Jo84 sehr viel ansprechender und professioneller aus. Hinzu kommt der Umstand, daß die Geburt des Magazins „Sprühende Phantasie“ und Jos Karriere als Herausgeber eng mit Dirk Tonn und seinem frühen Schaffen als Comiczeichner verbunden sind.

Dirk Tonn gehörte zum Einen Anfang der achtziger Jahre zu den wenigen jungen ComiczeichnerInnen in Deutschland, die professionell gestaltete Arbeiten abliefern konnten. Zeugnis legen davon seine diversen beim Carlsen Verlag erschienenen Alben ab. Zum Anderen war Dirk der wachsenden unabhängigen Zine-Szene verbunden und sich nicht zu schade, eben auch in kleinauflagigen, teils fotokopierten Heften und Magazinen zu veröffentlichen. Dadurch hat Jo84 Zugriff auf ungewohnt viel Material, das bei Abdruck nicht die Rechte eines großen Verlages tangiert und bezahlt werden müsste.

Das Dirk Tonn-Spezial/ SP #28 ist mit viel Liebe und Sachverstand kompiliert und vermittelt einen sehr guten Eindruck vom Leben und Schaffen eines viel zu früh verstorbenen deutschen Comiczeichners, der die 80er Jahre im deutschsprachigen Comic so sehr mitprägte.

Sprühende Phantasie Nr. 28; A4/ 68 Seiten; vierfarbig; EUR 10
Erhältlich per Mail an: sp-jo84[at]web.de

PLOP in Erlangen ’24 – Pt. 1

Wieder einmal hat es das langlebigste deutschsprachige Comiczine auf den Comicsalon in Erlangen verschlagen. Volle vier Tage plus An- und Abreisetag gaben sich Herausgeber Benedikt Franke & Aufseher Peter Schaaff und eine Schar arbeitswilliger ‚Freunde des PLOP‘ viel Mühe, die Kunde von der neuesten Ausgabe (#103) unserer Anthologie dem Publikum im Frankenland zu Gehör zu bringen. An dieser Stelle gleich der Dank an Heike Anacker, Pili, Andreas Alt, Blue Print, Benno Scarpellini, Haggi, Jo84 und Jonas von Grumbkow, die für die Besucher am Tisch zeichneten und signierten. Eine Auswahl ihrer feinen Beiträge findet ihr zeitnah hier.

Überschattet wurde der Salon von einem Unwetter, das sich die ganzen Tage bis auf wenige trockene Momente hielt. Darunter litten neben den Besuchern auch die Austeller in den Hallen A bis C, deren Räumlichkeiten recht feucht wurden. Zudem wird auch der Eine oder Andere zuhause geblieben sein.

Da Bene & Peter hauptsächlich den Tisch betreuten, können wir auch nicht viel über das Rahmenprogramm des Salons sagen. Wir haben es aber zur Austellungseröffnung von Herrn Sfar (und ein Freigetränk abgegriffen) und der tollen ’40 Jahre Sprühende Phantasie‘- Ausstellung geschafft sowie für ein, zwei Stunden die ’80er Jahre Comic-Party‘ im E-Werk beglückt (trotz der Schaurigen Marie, die den Einlass regeln sollte).

Zu unserem Glück haben diverse Kolleginnen & Kollegen der Comic-Zunft bei PLOP vorbeigeschaut, sodaß wir auch ein wenig soziale Kontakte ganz analog pflegen durften und der neuen Ausgaben von Zebra, der SP, dem Comic-Jahrbuch 2024 und Libelle & Drachenfaust ansichtig wurden…
Ein weiterer Sonnenschein im stressigen Messealltag waren die lieben Nachbarn von der Comicographie, die immer etwas Äbbelwoi, selbstgemachte Süßigkeiten oder eine helfende Hand parat hatten.

Ein echter Wermutstropfen ist die Meldung im Vorwort der brandneuen PLOP-Ausgabe, daß ebendiese auch die letzte mit Benedikt Franke als Herausgeber ist. Nach drei Jahren und vier Ausgaben plus einem Sonderband ist Schluß für unseren Chefredakteur aus dem schönen Dresden. Bene hat PLOP in das Zeitalter des Farbdrucks geführt. Ihm verdanken wir vier umfangreiche, schön produzierte Ausgaben des langlebigsten deutschsprachigen Comiczines. Dieses Pfund und die Aufmerksamkeit durch unser Tun auf dem Comicsalon werden dem/ der neuen HerausgeberIn hoffentlich bald zu Gute kommen.

Rezension: „Libelle & Drachenfaust“ #5

Zum Comicsalon Erlangen 2024 erschienen bei Kasper Comics ist „Libelle & Drachenfaust“ Nr. 5 (Juni 2024) von Jens Kasper. Nach der schon etwas älteren Ausgabe Nr. 4 geht es fulminant weiter mit den Abenteuern von Marie und Heinrich aka Libelle und Drachenfaust.

In Reutlingen und Umgebung ist die Hölle los: weibliche Terroristen des Großkonzerns Adler stehlen wertvolle Datensätze bei einem Konkurrenz-konzern und massakrieren die anwesende Belegschaft.
Libelle & Drachenfaust, die frischgebackenen Superhelden, machen sich auf zur Firma des fies faschoiden Adler, nur um dort auch von den Terroristinnen und – neu – animalischen, mutierten Testobjekten angegriffen zu werden. Eine üble Schlächterei entbrennt …

LDF glänzt durch eine wendungsreich erzählte Geschichte mit schwäbischem Setting und Charakteren, die dabei immer wieder die oftmals ausgetretenen Pfade der Superheldencomics verlässt und eigene Akzente setzt. LDF ist knallig bunt. Die Helden in ihren engen Suits werden gekonnt sexy in Szene gesetzt. Autor und Zeichner Jens Kasper hat mit dem neuen Heft geliefert und serviert beste Unterhaltung für Freunde der deutschsprachigen Superheldencomics.

Libelle & Drachenfaust Nr. 5 (Juni 2024); 44 Seiten vierfarbig; 8 €
Die LDF- Comics kann man bestellen im Shop auf kasperdesign.de

Rezension: Comics & Mehr #105

Unser PLOP ist ja nun nicht das einzige Medium, das sich auf regelmäßiger Basis um die Verbreitung von im deutschsprachigen Raum geschaffener Comics verdient macht. Genannt seien hier neben den rührigen Verlagen Gringo Comics von Holger Bommer und Weissblech von Levin Kurio auch die Online-Plattform myComics.de vom Panini Verlag. Zu den gedruckten Magazinen wie Sprühende Phantasie oder Facts & Stories (und natürlich PLOP) zählt nun auch das Comics & Mehr, bei dem es sich eigentlich um ein 3x im Jahr erscheinendes ‚Comic-Info-Magazin‘ handelt, das kostenlos im Fachhandel ausliegt.

Zum 2ten Mal hat Herausgeber Michael Beck den „Comics & Mehr“ Comic-Wettbewerb ausgelobt gehabt. Zum 2ten Mal veröffentlicht er nun auch die Beiträge der GewinnerInnen, zu betrachten in der aktuellen Herbstausgabe 2023 des Comics & Mehr (numerisch die 105): ‚Der Tod ist ein Landarzt‘ von Falko Kutz & Carsten Dörr, ‚Die tapfere Schneiderin‘ von Frank Illhardt, ‚Automaton‘ von Robert Rennwanz sowie ‚Chalice‘ von Ernesto Rodriguez. Bis auf den letzten, englischsprachigen Beitrag in s/w glänzen alle Comics in sehr professionell anmutender Farbgebung. ‚Automaton‘ kommt dabei ganz ohne Worte aus und scheint inspiriert von Mike Mignolas Hellboy- Universum (ich bitte das als Empfehlung zu verstehen).

Wenn auch die ausgelobten Preisgelder in den drei Kategorien der jeweiligen Wettbewerbe niemanden satt machen werden, ist diese Aktion des Comics & Mehr doch ein mehr als willkommenes Bemühen, etwas Schwung & Butter in die deutschsprachige Comicszene zu bringen.
Zumal die Gewinnerbeiträge gleich auch so ansprechend präsentiert werden und bei einer Auflage von 12 500 Exemplaren so manche/n LeserIn erreichen werden.

www.comicsundmehr.de

Rezension: Commander Cork #5 von Rudolph Perez (Gringo Comics)

Von Rudolph Perez´ Commander Cork gibt es neue gesammelte Abenteuer: Bei GRINGO COMICS ist Commander Cork 5: Die Ferien des Commanders und andere Reiseberichte erschienen. Auf 68 schwarz-weißen Seiten gibt es viel schwarzen Humor und beißende Satire zum Thema Reisen in diesen und zukünftigen Zeiten.

Mit Hilfe des Urlaubsgenerators macht sich der Verwaltungs-angestellte auf in den Urlaub. Die virtuelle Realität erlaubt mannig-faltige Orte und Geschehnisse, die „schönste Zeit im Jahr“ unvergesslich und abwechslungsreich zu gestalten. Dass es dabei zu zahlreichen Pannen und absurden Komplikationen kommt ist selbstverständlich …

Rudolph Perez´ Commander Cork ist keine Comic-Lektüre für mal eben zwischendurch. Die sauber und detailreich zu Papier gebrachten Zeichnungen verlangen eine längere Betrachtung, der Humor der kurzen Geschichten erschließt sich nicht beim schnell mal drüberlesen. Commander Cork ist Unterhaltung
für Liebhaber der schwarz-weißen Comic-Kunst und Freunde des intelligenten Humors. Das hat – neben fehlender Kolorierung –
wohl auch dazu geführt, dass des Commanders Abenteuer trotz eines gleichbleibend hohen Niveaus und kontinuierlicher Fortführung (noch) nicht in einem Atemzug mit Volker Reiches STRIZZ und ähnlicher hochgeistiger Comic-Unterhaltung genannt werden.

Commander Cork 5: Die Ferien des Commanders von Rudolph Perez; GRINGO COMICS; ISBN 978-3-946649-46-5; Format 17x24cm/ Softcover / sw/ 68 Seiten; 12,90 €

Rezension: „Energy for Future“ – ToonsUp e.V.

Die Kollegen von ToonsUp , einem Verein mit Internet-Plattform für Cartoons und Artverwandtes, haben ein neues Heft auf den Weg gebracht: Mit ‚Energy for Future‘ ist eine Sammlung von Comics & Cartoons diverser ZeichnerInnen (Schoenii, SunnyRay, Embe und viele andere) erschienen, die unter diesem Slogan Arbeiten auf der Internet-Plattform eingereicht haben.

Bleibt zu klären, was mit ‚Energy for Future‘ überhaupt gemeint ist. Auf jeden Fall beschäftigen sich alle Werke mit den Themen Energie & Zukunft.
 Wie bei vielen Anthologien gehen dabei Qualität, Intention und die Art des Humors die unterschiedlichsten Wege. Da muss ein jeder für sich selber schauen, worüber er lachen kann. Hervorzuheben sind auf jeden Fall der enthaltene Jam-Comic (der für
 mich überraschend gut funktioniert), das wunderschöne Cover von Schoenii und die organisatorische, gestalterische und redaktionelle Arbeit von Mastermind Embe, ohne den das voll vierfarbige, ca. 40seitige Din A4-Heft wohl nicht erschienen wäre.

‚Energy for Future‘ kauft man für EUR 7,- plus Versand im ToonsUp-Shop auf toonsup.com.

[UPDATE: ToonsUp steckt in der Krise und die Seite steht kurz vor dem Aus. Engagierte und praktisch veranlagte Forenliebhaber sind angehalten, sich aktiv einzumischen, damit die Plattform erhalten bleibt – Infos sh. Homepage.]